Kaum denkt ein passionierter Laie, dass er die Weinwelt im Groben versteht, die wichtigsten Weinbaugebiete, Traubensorten und deren Geschmackspalette den verkosteten Weinen mindestens zuordnen kann – stößt er auf etwas Neues, genau da, wo er eigentlich wenig Unterschiede zu dem Bekannten und Vertrauten erwartet hat.

Ein gutes Beispiel dafür liefert meine kürzliche Erfahrung mit portugiesischen Weinen. Das Land mit einer langen Grenze zu Spanien, dem Land, in dem ich so oft gewesen war und dessen rote Weine ich so mag, überraschte mich mit einer ganzen Reihe von einheimischen Rebsorten, Geschmacksnoten und mit einer etwas anderen Einbindung von Tannin und Säure.

Portugal hielt sich lange Zeit abseits von führenden Weinbau-Trends und „internationalisierten“ Rebsorten und behielt dadurch viele eigene Sorten bei – ein Glück im Unglück, könnte man sagen. (Doch abweichende Sortennamen bedeuten nicht immer eigenständige Sorten. So ist die Aragonez und die Tinta Roriz die gleiche Rebsorte, welche in Spanien als Tempranillo gut bekannt ist).

Vier portugiesische Weine. Unsere Verkostung

Nach der Verkostung der vier ersten portugiesischen Weine kommen die ersten Eindrücke. Harmonische Intensität nahe an Anspannung, sehr ausgewogene Konzentration von reifen Früchten und die Frische eines Frühlingmorgens.

Rufo

Quinta Vale Dona Maria Rufo Douro Tinto

Als Erstes wird der Quinta Vale Dona Maria Rufo Douro Tinto aus dem Jahrgang 2018 verkostet. Der Wein ist eine Cuvée aus der Touriga Franca und der Touriga Nacional. Nase: Walderdbeere, Erde und Hopfen. Am Gaumen wirkt der Wein zuerst etwas verschlossen, sehr erdig und lässt die eingeschlossenen Noten von Cassis, Himbeeren und Sauerkirsche nur langsam in einem eleganten Abgang heraus.

Ein weiterer Wein der Quinta Vale D. Maria – der Vinhas do Sabor

aus dem Jahr 2017 überzeugt mit konzentrierten Frucht- und Schokolade-Noten, dazu einer leisen animalischen Note und – genauso wie bei dem Rufo Douro – viel Frische und deutlichem Tannin. Dabei wirkt der Wein etwas mineralischer, sanfter und aufgeschlossener. Schwarze Johannisbeere und florale Noten kommen dadurch besser zum Ausdruck. Der Winzer gibt genaue Traubensorten in dem Datenblatt nicht an, vermerkt aber die Rebsorten, die im Vale do Sabor angebaut werden: die Touriga Franca, die Touriga Nacional, die Tinta Roriz, die Alicante Bouschet und die Baga. Höchstwahrscheinlich vereinen sich alle diese Trauben in jeder Flasche des Vinhas do Sabor auf ziemlich portugiesische Art.

Pintas Wine & Soul: Character Douro Red 2019

Sehr frischer, aber auch sehr würziger Wein. Wie bei den Vorgängern auch hier eine gewisse Verschlossenheit, ein sehr deutliches Tannin, konzentrierte schwarze Fruchtnoten und ein langer Abgang mit würzigen schokoladigen Noten.

Manoella Douro Red 2019

Der Wein ist eine portugiesische Cuvée aus 60 % Touriga Nacional, 25 % Touriga Franca, 10 % Tinta Roriz und 5 % Tinta Francisca. Der Wein braucht mindestens zwei Stunden Zeit zu atmen, denn er ist nicht weniger würzig und verschlossen als die drei bereits verkosteten Weine.

Nase: dunkle Frucht, Leder, Dill und Hopfen. Gaumen: crushed rock, reife Kirsche mit etwas Rum und vollem rundem Tannin.