Die beinahe schwarzen Grenache-Beeren liefern keinen Wein von intensiver Farbe, wie man es erwarten könnte. Auch von reichen Tanninen kann hier kaum die Rede sein. Doch die Traube gehört zu den berühmtesten Wein-Perlen und ist in der ganzen Welt sehr bekannt und beliebt. Der Grund dafür ist ein recht fruchtiger Geschmack dieser Sorte. Bei den Winzern zählt zudem die Hartnäckigkeit der Pflanze: Wind, Hitze, wenig Wasser machen ihr nicht viel aus. Erst wenn die Reben das Alter von über 50 Jahren erreichen, bringen sie die besten Früchte.

Mindestens drei Weinländer beanspruchen für sich, die Heimat der Grenache zu sein, und verstehen dabei keinen Spaß. Zwei von ihnen trennt eine gemeinsame Grenze: die Pyrenäen.

An der Grenze zu Frankreich liegt die spanische Autonome Gemeinschaft Aragon. Hier nennt man unsere Rebpflanze „Garnacha“ und ist fest überzeugt, dass die Franzosen den Namen und die Pflanze selbst ihren Nachbarn zu verdanken haben.

In ganz Spanien gibt kaum Sorten, welche häufiger als Garnacha vorkommen: Tempranillo bleibt dabei der härteste Mitbewerber der Garnacha. Oft teilen Tempranillo und Garnacha die gleiche Flasche: Tempranillo sorgt für die perfekte Tanninen-Balance, Garnacha übernimmt die fruchtige Note.

Das Klima in Aragonien ist sehr trocken. Doch es gibt in Aragon Flüsse wie den Ebro, außerdem kommt viel Regen- und Tau-Wasser aus den Pyrenäen.

Wenn wir bei der spanischen Variante der Garnacha-Entstehungsgeschichte bleiben, bietet sich das folgende Szenario an. Etwa im XII. Jahrhundert verbreitete sich die Sorte nach ihrer Geburt in der Wiege des Aragon schnell in ganz Katalonien. Im XVIII. Jahrhundert eroberte die Grenachetraube den Süden von Frankreich (Roussillon und Languedoc) und kommt auch in Spanien nach Rioja.

Jetzt entdecken auch die Winzer in Australien das große Potenzial dieser Pflanze. Hier wurde die Grenache sehr schnell anerkannt, nicht zuletzt dank ihrer Anpassungsfähigkeit und Hitzebeständigkeit. Und noch eine Sache kann die Garnacha sehr gut – viel Zucker speichern. Und wo es viel Zucker gibt, gibt es auch Likör.

Nach Kalifornien kam die Traube wohl im XIX. Jahrhundert.

Ich persönlich mag sehr die Weine mit hohem Garnacha-Gehalt wegen ihrer Frucht – reiche Noten von schwarzen Beeren, meistens Brombeere und Johannisbeere. Die sekundäre Note vom schwarzen Pfeffer, von welcher unter Kritikern oft die Rede ist, konnte ich bis jetzt nicht herausschmecken, dafür aber eine leichte Muskat-Note.
Hier vielleicht ein Beispiel oder sogar eine Empfehlung:
Nordwestlich von Saragossa liegt das Gebiet Campo de Borja, von wo ein paar anständige Weine mit viel Garnacha stammen, welche, nach meinem Geschmack, eine sehr gute Qualität bei erschwinglichem Preis bieten.
Einer von ihnen ist Bodegas der Borsao Berola 2014, mit 80 % Garnacha und 20 % Syrah.
Ich freue mich auf Ihre Kommentare, nachdem Sie den Wein gekostet haben.