Bad Boy gehört zu den Weinen, die ich persönlich lange Zeit übersehen habe. Nicht zuletzt wegen des Etiketts und des Namens selbst.

Als Laie bin ich bei meinem Herantasten an gute Weine immer sehr systematisch vorgegangen: Traubensorte vorgenommen, Weine aus unterschiedlichen Jahrgängen verkostet und dann Weine aus unterschiedlichen Regionen.

Bei Merlot war es nicht anders. Viele Flaschen sind im Laufe der Zeit auf meinem Verkostungstisch gelandet und als es zu den Bordeaux-Weinen kam, haben mich klassische Etiketten mit schönen Chateaus und französischen Namen sehr angesprochen. Aber Bad Boy … und schwarzes Schaf … Hier kann wohl keiner von Tradition reden! Nicht umsonst wird Jean Luc Thunevin von vielen als Querdenker bezeichnet. Und der Bad Boy ist er selbst – munkelt man (kennen Sie die Geschichte über Robert Parkers Spruch? Außerdem kann man hier sowieso nicht von einer langen Tradition reden: Die erste Produktion von Bad Boy hat im Jahr 2005 stattgefunden.

Doch bekanntlich sind schwierige Jungs oft voller Überraschungen!

Bad Boy 2016 und 2018 – überraschend gute Weine

Bei beiden Jahrgängen handelt es sich um einen 95%igen Merlot. Bad Boy 2016 teilt die Flasche mit 5 % Cabernet Sauvignon und sein jüngerer Bruder mit der gleichen Menge an Cabernet Franc. Dabei sind die beiden Weine nach meinem Geschmack sehr unterschiedlich.

Jahrgang 2016

Bad Boy 2016 tanzt mit einer frischen Kirsch-Note auf dem Gaumen, auch rote Johannisbeere ist deutlich zu spüren, sehr trockene, hochtönige Noten klingen nach zerbrochenem Stein (crushed rock). Erst beim Finish wird es etwas blumiger und eine leise Vanille-Note hallt zum Abschied. Ein stolzer Wein!

Jahrgang 2018

Bad Boy 2018 ist ganz anders gestrickt, kann mit Vornehmheit wenig anfangen und ist richtig sexy. Er überrascht die Nase direkt mit sehr reifen Kirsch-Noten und einem Hauch von Zitronenkonfitüre. Am Gaumen spüre ich deutlich schwarze Johannisbeere. Hohe Mineralität lässt den Wein sehr harmonisch wirken. Angenehme Veilchen-Noten verleihen ihm noch mehr Charme.

Obwohl beide Weine ganz bestimmt zu den sehr guten Saint-Émilion-Tropfen gehören, bevorzuge ich Bad Boy 2018.