Stellen Sie sich ein Verkostungspaket zusammen und genießen Sie Ihre Entdeckungen! Hier unser Vorschlag aus 9 Einstiegsweinen.
Um sich als Laie einen Überblick über die italienischen Weine aus der Toskana zu verschaffen, braucht man Zeit und Geduld. Die Anhänger von systematischem Durcharbeiten können einen entsprechenden Plan gepflegt vergessen, denn bis sie ein System (sei es nach Gebiet, Traubensorte, Denomination oder gar Geschmacksnoten) erarbeitet haben, wird die Lust auf ein konsequentes Kennenlernen längst vergangen sein. Erst nachdem die ersten zehn Flaschen verkostet sind, macht reiner Genuss dem Lehrgebäude und Gliederungsprinzipien Platz. Aber keine Sorge, die Verkostung habe ich für Sie gerne übernommen laughing und versuche nun nach bestem Wissen und Gewissen meine Notizen in einem mehr oder weniger logischen Gerüst darzustellen. Ich empfehle Ihnen ein kleines Toskana-Sortiment, das, meiner Meinung nach, den ersten Überblick für einen unerfahrenen Weinliebhaber vereinfacht.

Chianti

Fangen wir mit Chianti an. Dieser Name ist wohl jedem geläufig. Im historischen Kontext oder in der klassischen Literatur steht der Chianti als Synonym für den italienischen Rotwein an sich, egal welche Traubensorte oder Region sich eigentlich dahinter verbirgt.
Heute ist dieser Begriff auf ein Gebiet (unterteilt in Chianti und Chianti Classico) begrenzt und ist durch die Herkunftsbezeichnung Denominazione di Origine Controllata e Garantita geschützt. Außerdem gibt es Chianti als Dessertwein. In diesem Artikel lassen wir aber diese Thematik außen vor.
Die Chiantis sind Sangiovese-Weine (in Chianti sind mindestens 70 Prozent und in einem Chianti Classico mindestens 80 Prozent davon enthalten), weswegen ich angenommen habe, dass auch die Geschmacksnoten eine deutliche Gemeinsamkeit aufweisen würden. „Ein typischer Chianti“ – könnte ich mal auf der einen oder anderen Party angeben, ohne einen einzigen Blick auf das Etikett zu werfen. Nun – daraus wird wohl nichts … Weine aus derselben Toskana-Region und denselben Chianti-Gebieten können sehr unterschiedlich schmecken. Ein paar Beispiele dazu lassen sich leicht finden.

Via Rossa Ribaldoni Chianti Classico 2018

Nase: Heu, Herbstlaub, Trockenpflaume, würzige Ledernoten. Gaumen: weiche, samtige Tannine. Wenig Säure.

Castelli del Grevepesa Panzano Chianti Classico Gran Selezione DOCG 2016

Nase: Kirsche und Pflaumenmarmelade. Gaumen: Pflaume, Weißpfeffer, Eukalyptus. Mineralität niedrig oder mittel. Tannin sehr deutlich, aber gut eingebunden. Ein langer und klarer Abgang mit Noten von Schwarzfrucht und etwas Roter Johannisbeere. Erfrischende Säure.
Die beiden Chiantis unterscheiden sich ziemlich deutlich trotz gleichen Anbaugebiets, und das ist keine Seltenheit. Dazu kommt noch die Tatsache, dass auch außerhalb der Chianti-Gebiete der Sangiovese sehr verbreitet ist und den Hauptanteil in sehr unterschiedlichen Weinen ausmacht.
Im südlichen Teil der Toskana trägt diese Traube den Namen Morellino. Daher auch der Name des Weines „Morellino di Scansano“.

Morellino di Scansano Riserva 2019

Der Tropfen kommt aus dem gleichnamigen Toskanagebiet (Scansano in Maremma) und hat 10 % Cabernet Sauvignon in seinem „Blut“. Trotzdem zeigt der Wein eine gewisse Ähnlichkeit mit einigen Chiantis, und hat etwas von Panzano und Ribaldoni. Pflaume und schwarze Kirsche, Herbstlaub oder Waldboden, weiches Tannin und klarer frischer Abgang. Trotz kleinem Anteil an Cabernet Sauvignon
ist die Sangiovese-Traube beim Morellino etwas stärker und deutlicher als bei den beiden Chiantis.

Und da wir schon wieder über Sangiovese reden, empfiehlt sich, einen reinen Sangiovese aus einem
anderen Toskana-Gebiet zu verkosten: den Casanova di Neri Rosso di Montalcino 2019.

Wie der Name schon sagt, stammt der Wein aus dem Anbaugebiet Montalcino (Heimat des Brunello).
Der Wein verwöhnt die Nase mit floralen Klängen, gemischt mit Holz und Kirsche. Am Gaumen
etwas würzig mit Eukalyptusnoten und Brombeere. Die Säure ist angenehm frisch, die Tannine sind
gering und geschliffen.

Nun geht unsere Reise weiter, nach Maremma.

 

 

Maremma – ein Küstengebiet mit großer Vielfalt

Vor Kurzem haben wir unsere Verkostungsnotizen zu den Weinen Quercegobbe di Petra 2019 (Merlot)
und Petra Potenti 2019 (Cabernet Sauvignon) veröffentlicht. Die beiden stammen aus Maremma, einer
toskanischen Küstenregion. Maremma ist Heimat vieler hervorragender Weine und ein bekanntes
Anbaugebiet für viele verschiedene Rebsorten: Sangiovese, Merlot, Cabernet Sauvignon, aber auch
Cabernet Franc.
Die zwei Weine, die wir letzte Woche genossen haben, sind reine Cabernet-Franc-Edeltropfen: der
Duemani CiFRA 2019 und der Val delle Rosa Samma 2017. Der Cabernet zeigt hier sehr
unterschiedliche Facetten.
Der Duemani CiFRA ist sehr spielerisch und leicht, die Cabernet Franc-Traube lässt sich bei ihm leicht
riechen und erschmecken. Holunder und Veilchen tanzen auf der Zunge. Fruchtig und unruhig mit
Würze- und Lakritz-Noten und einem blumigen Abgang.
Der Val delle Rosa Samma wirkt ruhiger und reifer, verwöhnt die Nase mit Paprika- und
Pfefferkornnoten und den Gaumen mit etwas Tabak und Lakritz. Tannine sind reif, sehr weich und
hinterlassen eine schokoladige Note beim Abgang.
Auch an komplexen Weinen auf Basis mehrerer Traubensorten fehlt es nicht in Maremma. So, zum
Beispiel, vereint der Tua Rita Rosso dei Notri 2019 30 % Sangiovese, 30 % Cabernet Sauvignon,
20 % Syrah and 20 % Merlot in einem edlen Einstiegswein mit sehr gutem Preis-Leistungs-Verhältnis.
Ein Rotwein mit nussigem Akzent, Noten von dunkler Wildfrucht und mit leise klingender Zitrusnote.
Der Abgang überrascht mit Kaffeeakzenten.

DOC Bolgheri. Früher Obst – heute Wein

Etwas nördlicher, in der Provinz Livorno, liegt Bolgheri. Früher ein reines Obstbaugebiet – heute eine
Denomination mit vielen eleganten und komplexen Weinen. Die zulässigen Traubensorten sind bei der
Denomination Bolgheri vorgeschrieben. Bis 100 % Merlot, bis 100 % Cabernet Sauvignon, bis 100 %
Cabernet Franc, bis 50 % Syrah, bis 50 % Sangiovese. Sollte dem einem oder anderen Winzer diese
Vielfalt nicht genügen – können bis zu 30 % beliebiger in der Toskana zugelassenen Sorten dazu
kommen.
Ein guter preiswerter Anfang für das Kennenlernen der Bolgheri-Weine ist der Le Macchiole Bolgheri
Rosso DOC aus den Jahren 2019 und 2020.

Rotwein-Le-Macciole

Jahr 2019: 40 % Merlot, 30 % Cabernet Franc, 15 % Cabernet Sauvignon, 15 % Syrah.
Ziemlich komplex mit eleganter Nase. Pflaume und Blaubeere, leise Holundernoten, Erde. Am
Gaumen sehr fruchtig, mit Noten von getrockneter Pflaume und reifer Frucht, rauchig. Tannine sehr
reif und gut eingebunden. Langer Abgang mit Kakao-Noten.

Jahr 2020: 50 % Merlot, 20 % Syrah, 15 % Cabernet Franc, 15 % Cabernet Sauvignon.
Nase: Grüner Pfeffer, Rote Johannisbeere. Am Gaumen dunkle Frucht, Pflaume, dunkle Waldbeeren.
Feine Tannine, wenig Säure. Der Abgang blumig mit leisen Noten der Bitterschokolade.
Die Liste der guten Weine aus Toskana ist ewig lang. Schreiben Sie uns, welche Edeltropfen aus dieser
Ecke Sie überrascht haben. Wir freuen uns auf Ihre Kommentare.